Gestalttherapie

Selbstbewusstsein heißt: Sich seiner selbst bewusst zu sein.

Die Begründer der Gestalttherapie sind Fritz und Laura Perls. Ursprünglich von der Psychoanalyse kommend, entwickelten sie in den Fünfzigerjahren mit der Gestalttherapie eine Therapieform, die heute zu den bedeutensten Errungenschaften der Humanistischen Psychologie zählt und die stark geprägt ist von: Bewusstheit, Kontakt und Hier & Jetzt.

Die Geschichte vom Elefanten

 „Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte das riesige Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Größe und seine Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuß an einen kleinen Pflock angekettet.

Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich ganz außer Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum mitsamt der Wurzel auszureißen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock befreien und fliehen konnte.

Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute. Was hält ihn zurück? Warum macht er sich nicht auf und davon?“ 

Diese Geschichte ist ein Zitat aus dem Buch „Erzähl mir eine Geschichte“ von dem Gestalttherapeuten Jorge Bucay. Sie ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie Prägungen aus der Vergangenheit unser Verhalten in der Gegenwart beeinflussen.

Dieser Elefant hat in früher Kindheit die Erfahrung gemacht, dass er sich nicht von seinem Pflock befreien kann. Er hat irgendwann resigniert und lebt in der Vorstellung, schwach zu sein. Wenn er sich allerdings bewusst werden würde, wie groß und stark er heute ist, könnte er sich von seinen Fesseln befreien.

Vorausgesetzt, er will das überhaupt. Denn vielleicht ist es ja ganz bequem, sich um nichts kümmern zu müssen, gesagt zu bekommen, was er tun soll, nicht selbst auf die Suche nach Futter gehen zu müssen. In diesem Fall hat er einen Großteil der Verantwortung für sein Leben abgegeben. Das ist vollkommen in Ordnung, so lange er damit zufrieden ist.

Doch einmal angenommen, der Elefant ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Dann wäre es sinnvoll, er würde herausfinden, was ihn zufriedener machen würde, was seine Sehnsucht ist. Im nächsten Schritt könnte er sich fragen, was ihn daran hindert, seine Sehnsucht zu leben. Er könnte im Hier und Jetzt seinen Körper wahrnehmen und feststellen, dass er groß und stark ist. Und er könnte es wagen, einen Schritt in die Freiheit zu tun.

Oft geht es uns ähnlich wie dem Elefanten. Wir leben nicht unsere wahre Größe, fühlen uns eingeschränkt durch frühere Prägungen.

Die Gestalttherapie unterstützt dich dabei, dir bewusst zu werden, wie du dein Leben leben willst. So wird dein Kontakt mit dir selbst und mit deiner Umwelt klarer, spürbarer und lebendiger.