Die Kunst der Wahrnehmung

Wahrnehmungsfähigkeit ist der Motor für unser momentanes Befinden und für unsere persönliche Entwicklung. Das, was ich wahrnehme, ist „meine Welt“, in der ich mich gerade bewege. Für mein Befinden macht es einen großen Unterschied, worauf ich mich gerade konzentriere. Fokussiere ich mich auf den Spannungsschmerz in meiner Schulter? Oder lausche ich dem Zwitschern der Vögel? Nur das, was ich bewusst wahrnehme, kann ich verändern.

Es lassen sich drei Ebenen der Wahrnehmung unterscheiden:

1. Wahrnehmung der äußeren Welt

Damit ist das gemeint, was ich hier und jetzt mit meinen fünf Sinnen wahrnehmen kann, nämlich:
sehen, hören, riechen, schmecken und die kinästhetische Wahrnehmung, d.h. dass, was ich durch Berührung wahrnehmen kann.

Während Du das liest, siehst du den Bildschirm, hörst eventuell Musik oder den Straßenlärm, riechst die Küchendämpfe des benachbarten indischen Restaurants, fühlst deine Hand auf deinem Bein liegen und schmeckst die süße Kirsche, die du gerade isst. Selbstverständlich fühlst Du das nicht alles zur selben Zeit und auch nur, wenn Du Dich darauf konzentrierst.

2. Wahrnehmung der inneren Welt

Damit ist das gemeint, was Du jetzt gerade innerhalb der Grenzen Deiner Haut fühlen kannst – deinen Herzschlag, deine Atmung, eine Muskelverspannung und dergleichen mehr. Auch körperliche Manifestationen von Gefühlen zählen zu den Wahrnehmungen der inneren Welt, z.B. Angst erzeugt Unbehagen im Körper, weil alles sich verengt und die Atmung sich verflacht; stille Freude lässt ein Wohlgefühl im Körper entstehen, alles scheint warm und weich zu sein; Verliebtheit ruft ein Kribbeln im Bauch hervor; Wenn wir uns überfordert oder nervös fühlen, entsteht eventuell ein Ohrensausen usw.

Diese beiden Arten von Wahrnehmung umfassen alles, was ich in der gegenwärtigen Realität, so wie ich sie erlebe, wissen kann. Sie spiegeln meine Realität in diesem Augenblick.

3. „Wahrnehmungen“, die sich auf Fantasie begründen

Damit ist gemeint die Wahrnehmung der Bilder von Dingen und Ereignissen, die nicht in der gegenwärtig sich abspielenden Realität existieren. Dazu gehört jede mentale Aktivität, die sich nicht auf gegenwärtige Erlebnisse bezieht: Erklärungen, Vorstellungen, Interpretationen, Vermutungen, Vergleichen, Planen, jede Erinnerung an Vergangenes, jedes Vorausnehmen der Zukunft. All das sind Produkte meiner Fantasie.

Fantasie ist etwas ganz Wunderbares. Aber es ist oft die Fantasie, die uns das Leben schwer macht und unsere persönliche Entwicklung hemmt: das Haften an Vergangenem, Befürchtungen, die sich auf die Zukunft richten, Fantasien, was andere wohl über uns denken. Sich dessen bewusst zu sein, bringt uns oft schon einen großen Schritt weiter.

In den kommenden Blogbeträgen möchte ich mich mit diesen drei Ebenen der Wahrnehmung näher auseinandersetzen und Dir jeweils eine Übung dazu anbieten.