Wege aus der Einsamkeit

Wege aus der Einsamkeit

Einsamkeit ist ein weitverbreitetes Gefühl und betrifft viele Menschen – das zeigt eine kürzlich erschienene Studie. Einsamkeit kann unterschiedlichste Ursachen haben, beispielsweise Verlust von Beziehungen, soziale Isolation, fehlende soziale Unterstützung – oder auch traumatische Erfahrungen in der (frühen) Kindheit.

Einsamkeit wirkt sich negativ auf die körperliche und die geistige Gesundheit aus: Sie erhöht das Risiko für Herzerkrankungen, aber auch für Depression und Demenz, verringert das Selbstwertgefühl und die Konzentrationsfähigkeit und kann zu Angststörungen und Suizidgedanken führen.

Was also tun, um aus der Einsamkeit herauszukommen oder gar nicht erst hineinzurutschen?

Wege aus der Einsamkeit

„Geh doch raus, triff dich mit Freunden, ruf jemand an.“ So gut gemeint und naheliegend Ratschläge wie diese sind: Für jemand, der schon im Einsamkeitsloch steckt, ist das meist weit jenseits des Möglichen. Ganz abgesehen davon, dass Menschen sich einsam fühlen, WEIL sie wenig Freunde haben oder sich schwertun, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.

Wichtig ist zunächst einmal, sich bewusst zu machen, dass Einsamkeit ein vorübergehendes Gefühl ist – auch wenn es sich in der Situation anfühlt, als käme man nie mehr raus.

So ist es möglich, alte soziale Kontakte wieder aufzunehmen und neue zu knüpfen. Beispielsweise, indem man wieder an sozialen Aktivitäten teilnimmt, am besten solchen, die gut sind für das eigene Wohlbefinden. Auch der Besuch von Veranstaltungen oder Seminaren und ehrenamtliche Tätigkeiten führen aus der Einsamkeit hinaus.

Auch wenn das anfangs unmöglich oder sehr anstrengend erscheint. Es ist machbar.

Offener Umgang mit Einsamkeit

Aus eigener Erfahrung weiß ich: Es ist wichtig, ja sogar überlebenswichtig, offen über das Gefühl der Einsamkeit zu sprechen und Unterstützung von außen anzunehmen. Es ist aber auch wichtig, genau darauf zu achten, wem man sich anvertraut.

Ideal sind Menschen, die einfach nur offen sind und zuhören. Und die nicht gleich mit Ratschlägen kommen oder abwiegeln („Ist doch nicht so schlimm. Ich fühle mich auch manchmal einsam…“), weil so etwas das Gefühl der Einsamkeit nur noch verstärkt.

Professionelle Unterstützung – Beratung, Coaching, Therapie – kann dabei helfen, die Ursachen besser zu verstehen und Wege aus dem tiefen Tal zu finden.

Was ist, darf sein. Was sein darf, verändert sich.

Oft ist das Gefühl der Einsamkeit mit negativen Gedanken verknüpft: „Ich bin es nicht wert, Freunde zu haben. Ich bin zu uninteressant/zu komisch/zu kompliziert …“ Oder auch: „Ich darf niemandem zur Last fallen. Ich muss das allein für mich lösen. Ich darf mich mit meiner Traurigkeit/Verzweiflung nicht zeigen …“

Gerade die letzten beiden Gedanken „Ich muss das allein lösen.“ und „Ich darf mich damit nicht zeigen.“ führen uns noch tiefer in die Einsamkeit.

Ein erster Schritt raus aus der Einsamkeit ist paradoxerweise das Akzeptieren: „Ja, ich fühle mich einsam. Und das darf sein, ich darf mich einsam fühlen.“

Gemeint ist damit nicht ein Resignieren, sondern das bewusste, liebevolle Annehmen.

Der zweite, entscheidende Schritt ist, zu lernen, sich selbst zu lieben und wertzuschätzen. Das geht vielleicht nicht von heute auf morgen und braucht Geduld.

Eine kleine Übung möchte ich Dir hier mitgeben:

Übung

Lege deine Hände auf dein Herz und gib dir ein paar Minuten Zeit, dich und dein Herz einfach nur zu spüren. Atme ruhig und bewusst und so, wie der Atem kommt und geht. Beobachte, vielleicht mit einem kleinen Bewundern, wie dein Körper ganz autonom wichtige Prozesse in deinem Körper regelt, und dich so am Leben hält, egal, wie du dich gerade fühlst.

Dein Körper ist ein Teil von dir. Wenn du ihn spürst, spürst du dich. Wenn du dich spürst, bist du nicht alleine. Dich hast du immer.

Vielleicht taucht jetzt ein kleiner oder großer Funken Selbstliebe auf. Dann genieße das. Und stelle dir dann gerne vor, wie du so einem anderen Menschen begegnen kannst, den du in nächster Zeit treffen wirst.

„Fürchte dich nicht vor der Einsamkeit, wenn du ihr begegnest. Sie ist die Gelegenheit, dich selbst wiederzufinden und dich zu stärken.“ (Drupka Rinpoche)

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